Eine große bunte Familie

Erfahrungsbericht von Mareike Hinrichs, ehemalige Schülerin der Cäcilienschule Wilhelmshaven, begleitete 4 Jahre die Freizeitgruppe „Junge Menschen mit Behinderungen öffnen Türen“.

 

img_6083img_6085-3

 

„Es sind die Begegnungen mit Menschen,
die das Leben lebenswert machen.“
(Guy de Maupassant)

Wenn man mich im Alter von sechs Jahren gefragt hätte, was ich später einmal werden möchte, wäre meine Antwort „Prinzessin“ gewesen, mit zehn Jahren „Tierärztin“ und mit 14 Jahren „Polizistin“. Heute bin ich 19 Jahre alt und habe vor kurzem mein Studium zur Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin in Düsseldorf begonnen.

Bis zu dem Tag, an dem ich zu „Lebensweisen e.V.“ kam, hatte ich niemals gedacht, einmal an diesem Punkt zu stehen. Vor mittlerweile vier Jahren habe ich erstmals an einem unverbindlichen und trotzdem für mich wahnsinnig aufregenden Treffen einer Jugendgruppe von „Lebensweisen“ teilgenommen und seitdem die wöchentlichen Treffen der Gruppe begleitet.

Meine Zeit bei „Lebensweisen“ war für mich jede Woche aufs Neue eine prägende Begegnung und Erfahrung. Sie hat mich nicht nur als Person enorm verändert, sondern auch meine Ansichten vom Leben nachhaltig geprägt.
Die lustige, locker-ungezwungene Atmosphäre in der Gruppe hat jedes Treffen zu einem angenehmen Ausgleich werden lassen. So konnte ich den teilweise anstrengenden Schulalltag, den späteren Abiturstress und auch viele private Probleme für zwei Stunden in der Woche ablegen und vergessen.

Selten habe ich so unvoreingenommene, offene und herzensgute Menschen kennengelernt wie bei „Lebensweisen“. Ich hatte stets das Gefühl, am richtigen Platz zu sein. Ich erlebte Toleranz, spürte gegenseitige Akzeptanz und hatte das Gefühl, zu einer großen bunten Familie zu gehören. Jeder Mensch, so habe ich gelernt, ist verschieden und doch in seiner jeweiligen Andersartigkeit auf seine ganz eigene Weise wunderbar.

Sowohl die Teilnehmer der Gruppe – Menschen mit verschiedenen Handicaps – als auch die Betreuerinnen, Begleitpersonen, Eltern und alle anderen, die ich mit und durch „Lebensweisen“ kennenlernen durfte, hinterließen bei mir Spuren.

So entschloss ich mich aufgrund meiner Erfahrungen in Barkel, einen Freiwilligendienst an der Schule an der Deichbrücke (GPS Wilhelmshaven) anzufangen und nun ein Studium im sozialen Bereich als endgültigen Schritt für meinen Werdegang zu nutzen.

Ohne „Lebensweisen“ wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Ich würde weder meine heutigen Ansichten vertreten noch wären meine Ziele, Wünsche und Träume die, die sie zum jetzigen Zeitpunkt sind.

Auch wenn ich nach knapp vier Jahren gemeinsamer Zeit Abschied nehmen muss und mir dies unendlich schwerfällt, bin ich mir sicher, dass dies kein Abschied für immer ist. Ich werde die Zeit niemals vergessen und bin jeden Tag aufs Neue dankbar, ein Teil von „Lebensweisen“ (gewesen) zu sein.

img_6084klein

Mareike Hinrichs, Abitur-Jahrgang 2015